IDOVIR
DFG Projekt zur Dokumentation virtueller Rekonstruktionen

In der Sparte „Literaturversorgung und Information – E-Research-Technologien“ fördert die DFG das Projekte „IDOVIR – Infrastruktur zur Dokumentation Virtueller Rekonstruktionen“, das in Kooperation des Fachgebietes Digitales Gestalten mit der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt sowie der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (FH) Fakultät Informatik/Mathematik beantragt wurde.

Ziel des beantragten Projektes ist es, Forschungsergebnisse im Bereich der digitalen Architekturrekonstruktion nachvollziehbar, dauerhaft und Open Access zur Verfügung zu stellen und den wissenschaftlichen Diskurs darüber zu erleichtern. Als Forschungsergebnis ist die Dokumentation der Entscheidungen zu sehen, also die Darstellung, aus welchen Gründen eine Rekonstruktion in der vorliegenden Weise vorgeschlagen wird, welche Quellen ihr zugrunde liegen, welche weiteren Varianten möglich sind, aber auch welche denkbaren Varianten mit welcher Begründung verworfen wurden (nachvollziehbare Dokumentation negativer Ergebnisse). Gleichzeitig soll die zu entwickelnde Infrastruktur die Kommunikation der Beteiligten bei der Genese einer Rekonstruktion unterstützen und sinnvoll strukturieren mit dem Ziel, einen De-facto-Standard zu etablieren.

Das Projekt beschäftigt sich mit einer der zentralen Fragestellungen im wissenschaftlichen Kontext virtueller Rekonstruktionen. Digitale Modelle haben sich zwar als Werkzeuge der Vermittlung und Forschung im Kontext der Architektur- und Stadtforschung weitgehend etabliert, die zunehmende Verbreitung digitaler Rekonstruktionen, d. h. der Rekonstruktion nicht mehr vorhandener Architektur und die damit oft einhergehende öffentliche Förderung wirft aber die Frage der Nachhaltigkeit der präsentierten Rekonstruktionen und des in ihnen eingebetteten Wissens auf. Gelingt es nicht, die Genese digitaler Rekonstruktionen offen und nachvollziehbar zu dokumentieren, droht dieses Wissen und der damit verbundene wissenschaftliche Wert einer Rekonstruktion verloren zu gehen. Gleichzeitig bezieht sich die aktuell existente Unterstützung von Infrastruktureinrichtungen im Umgang mit Forschungsdaten primär auf den Anfang des Forschungsprozesses (Recherche) und sein Ende (Archivierung, Publikation). Dazwischen liegt der eigentliche Forschungsprozess. Diesen nachvollziehbar zu dokumentieren, bildet ein zentrales Desiderat nachhaltiger Forschung.

Sowohl an der TU Darmstadt als auch an der HTW Dresden sind mit ScieDoc und DokuVis zwei prototypische Dokumentationstools für virtuelle Rekonstruktionen entstanden. ScieDoc kommt bereits bei 86 Projekten zur Anwendung, von denen 43 aktuell online sind (www.sciedoc.org). Ziel des Projektes ist es, die jeweiligen Vorzüge des Darmstädter und des Dresdner Dokumentationstools in einer Plattform zu vereinen und um diverse Funktionalitäten zu erweitern. Es soll eine flexible Forschungsinfrastruktur entstehen, die u. a. eine niedrigschwellige Benutzung, geführte Dateneingabe, zweidimensionale Repräsentation auf Basis von Renderings, dreidimensionale Repräsentation als interaktives 3D-Modell und verschiedene Tools zur Auswertung, Messung und Kommunikation beinhaltet. Je nach vorhandenen Ressourcen erlaubt sie minimale oder umfangreiche Dokumentationen. Mit der Einbettung der zu entwickelten Plattform in die Systemlandschaft der ULB Darmstadt wird die professionelle Bereitstellung und Verstetigung der Projektergebnisse gewährleistet. Das Projekt schließt eine Lücke im Lebenszyklus digitaler Forschungsdaten und leistet einen Beitrag zu virtuellen Forschungsumgebungen. Durch seinen individuell anpassbaren Workbench-Charakter ist das Vorhaben modellhaft für andere Bereiche der Forschung zu verstehen.